Im Herzen der Welt, tief in der Unterwelt verborgen befinden sich die steinernen Hallen von Jötunnheimr, in welchen die Urjötunn sich einst zum Schlafe niederlegten, als ihre Heere ausgedient hatten. Einige wenige Herolde und deren Familien hatten dereinst gelobt Wache zu halten, um eines Tages in den Himmel hinauszuschreien, auf dass alle Gebirge erbeben mögen, die Erde aufreiße und ihre im Stein schlafenden Heere wieder auferstehen und sich zur letzten Schlacht sammeln.
Die Nachkommen dieser Herolde sind es nun, die der jötischen Zunge mächtig über alle Lande schreiten. Doch ist ihr Handeln einzig von ihrer Persönlichkeit abhängig. Oft allein unterwegs finden sie eher selten zueinander und verbringen auch dann meist nur wenige Jahre, manchmal aber auch ihr gesamtes Leben beisammen.
Wanderer
Wanderer schreiten über die Welt und wundern sich. Manchmal sprechen sie mit solchen, die sie zu verstehen vermögen, schließen Freundschaften und begleiten sie bis zu deren Ableben, bevor sie erneut voranschreiten. Im Laufe ihres Lebens verkrusten und versteinern sie, erleben wie Moos über ihren Körper wächst und werden letztlich gänzlich Fels, der langsam von Regen und Wettern gewaschen wird. Die erstarrten Figuren sitzen oder liegen meist da, manchmal auf einen Wanderstab gestützt, den Kopf geneigt und die Augen geschlossen, als würden sie der Welt entschlafen. Die Plätze ihrer letzten Rast werden, da ihre Körper Schutz vor Winden und Wettern bieten, manchmal auch für andere Völker Orte der Rast, die zu Ehren der Wanderer nach diesen benannt sind.
Solche Jöten sind oft mager und friedfertig und brauchen Zeit ihres Lebens nicht Nahrung noch Schlaf. Oft wandern sie so an Seite von Mammuts umher, die ihnen nichts weiter als zeitweilige Gefährten sind, hindern aber auch keine Jäger daran diese zu erlegen, sondern beobachten stumm oder bitten manchmal darum, ein Tier zu schonen.
Schlafende Riesen
Schlafende verbringen ihr Leben damit zu ruhen. Hierbei bildet sich eine steinerne Kruste über deren Leibern, die wieder zerbricht, sobald sie erwachen. Dann bilden sie sich ein, sie hätten Hunger, und wandeln über die Welt, bis sie Nahrung finden konnten. Kaum versuchen sie selbst etwas zu erlegen, sondern begnügen sich auch damit die Jagdbeute anderer Wesen zu verspeisen, während sie die fremden Jäger möglichst ignorieren. Fügt man ihnen Leid zu, können sie bösartig mit Fels nach den Übeltätern werfen oder nach ihnen schlagen, sollten sie unterlegen sein und Angst bekommen, laufen sie fort. Fühlen sie sich gesättigt, suchen sie erneut einen Platz zu ruhen.
Irgendwann erwachen sie nicht mehr aus ihrem Schlafe oder können sich nicht mehr aus dem Fels befreien, der sie umgibt, und verenden schließlich. Manchmal sprechen sie vorher noch aus dem Fels heraus zu anderen Wesen, die wiederum oft nicht wissen, dass ein Jöte darin liegt, was dieser -meist auf Worte der Fremden antwortend- auch vergisst ihnen zu sagen.
Wachende
Wachende waren von bestimmten Persönlichkeiten so begeistert, dass sie in deren Dienste traten. Manchmal wurden sie dann angewiesen Schätze oder Tore zu bewachen und geben sich Zeit ihres Lebens Mühe damit die Aufgabe zu erfüllen. Oft wachen sie dann ihr Leben lang und vergessen in ihrem Eifer zu speisen, zu versteinern und zu sterben.
Fuhrleute
Fuhrleute sind den Wachenden ähnlich. In den Kanälen der Unterwelt bieten sie auf großen Fährbooten ihre Dienste an und lassen sich hierzu mit Edelmetallen, meist Silbermünzen, bezahlen, die in einer geheimen Kammer verwahrt werden.
Unterweltler
Unterweltler verweilten in der Unterwelt, erwachten dort schon frühzeitig aus dem Gestein oder wurden darin in Gefängnisse gesperrt. Während sich solche Riesen durch die Unterwelt bewegen oder sich aus Gestein zu befreien versuchen, schlagen sie oftmals gegen die Fundamente der Welt. Manchmal unbeabsichtigt, wenn etwa Durchgänge für sie zu eng waren, als dass sie diese ohne sie zu beschädigen passieren konnten. Diese Riesen sind für Einstürze in der Unterwelt und die Beben verantwortlich, die manchmal dazu führen, das auch Steinschläge von den Bergen stürzen.
Raubriesen
Räuber sind manchmal in Gruppen, manchmal mit wilden Stämmen verbündet gierige, dumme und bösartige Jötunn und haben, obgleich sie die am seltensten anzutreffenden sind, durch ihr Wirken deren negatives Bild geprägt. Sie verwüsten mit Baumstamm-Knüppeln bewaffnet Landgüter und Siedlungen, stehlen Nahrung und manchmal auch Schmucksteine oder andere Dinge, die ihnen gefallen, und sind von solchen dann so fasziniert, dass sie ihre eigenen Brüder im Streit darum erschlagen würden. Einige finden manchmal auch an einer Frau eines fremden Volkes Gefallen und versuchen sie zu rauben oder die Heirat mit dieser einzufordern, um sie schließlich als Teil ihrer Schätze betrachten zu können und ihren Besitzwillen zu befriedigen. Gleich Kindern handeln solche Jötunn manchmal auch einen Teil ihres Habes, wenn sie etwas anderes dafür erhalten, das sie dringend haben möchten. Wenn möglich erschlagen sie aber einfach den Besitzer des anderen Gutes und behalten alles. Oft verenden solche Riesen noch vor Erreichen ihrer natürlichen Lebensspanne durch Streit mit anderen ihrer Art.