Von Líf und Lífþrasirs Kindern nahmen die Centauren die Sprache Altnorn an und schufen eigene centaurische Dialekte. Noch immer können einige weise Centauren bereits am Dialekt die Herkunft von Centauren erkennen, schweigen hier aber auch, wenn die Nennung des Stammes für den Betroffenen Gefahr birgt. Zumal Altnorn keine eigene Schrift kennt, werden Botschaften meist mündlich überliefert. In vielen Stämmen sind überdies weitere Sprachen bekannt, meist der albische Rabendialekt, seltener auch andere Zungen, sodenn der Stamm mit solchen Völkern zu tun hat. Einige wenige Gelehrte rühmen sich indess auch mit allen großen Sprachen dieser Welt vertraut zu sein und geben ihr Wissen auch an Schüler weiter.
Steppenvolk
Als Steppenwesen fühlen sie sich in den weiten, offenen Landen, in welchen sie Gefahr auf Distanz erspähen und ihr rechtzeitig entfliehen können, am sichersten. Da sie die offenen Lande bevorzugen, sich aber zugleich selbst nicht für die Pirschjagd eignen, müssen Centauren bei der Jagd in Treiber- und Fängergruppen agieren, von Fernwaffen Gebrauch machen oder wehrhaftem Großwild nachstellen, das keine Fluchtversuche unternimmt. Das Führen langer und schwerer Lanzen wird durch ihren Körperbau begünstigt, sodass Großwild für sie leichter zu erlegen ist und sie sich besser gegen größere Gegner zu verteidigen wissen. Zur Jagd begeben sich einige Centauren auch in dichte Wälder, haben ihr Nachtlager jedoch eher außerhalb dieser, da Wälder aufgrund ihrer Nachweltvorstellungen mit dem Tod assoziiert werden. Zumal Centauren auf Fellen unter freiem Himmel nächtigen, können sie ihre Lager schnell abbrechen und weiterreisen. Gegen Niederschlag und starke Winde sind ihnen jedoch auch zeltartige Windschutzbauten nicht fremd. Auch können sie nur ruhig schlafen, wenn hierbei mindestens einer über sie wacht.
Als Jagdnomaden folgen die meisten Stämme den großen Herdenwanderungen zum Jahreszeitenwechsel und begeben sich zur Winterzeit in Richtung Süden und zum Sommer weit in den Norden. Als großes Jägervolk haben sie es in der Verarbeitung von Tierhäuten und Leder zu hoher Kunstfertigkeit gebracht und stellen mit Knochennadeln Kleidung in hoher Qualität mit engem Schnitt sowie allerlei Taschen und Behältnisse her. Einige wenige Centaurengruppen verdingen sich zudem als Huftierhirten und schützen kleine Herden Rentiere oder Wildpferde, um diese als Reittiere mit humanoiden Stämmen zu handeln. Bezeichnungen, wie sie mit Pferden in Verbindung gebracht werden, etwa Stute, nehmen Centauren bezogen auf ihresgleichen als abfällig wahr.
Centauren gelten als ein rastloses Volk weit reisender Nomaden. Wenngleich sie, wie alle Sterblichen, ruhen müssen, treiben ihre beiden Herzen die Centauren bis ans Ende der Welt und manchmal darüber hinaus. Wichtig ist ihnen das Wissen um alte Pfade ihrer Ahnen, Furten, hohe Versammlungs- und Bestattungshügel. Als mystischer Ort ist ihnen auch das 'Ende der Welt' ein Begriff, der den Pilgerreisenden Etappenziel auf ihren Wegen sein soll. Von ihren Reisen bringen sie Geschichten und Mitbringsel aus fernen Landen, die ihnen wertvolles Kulturgut sind, und jenen hohes Ansehen bescheren, die am weitesten gereist sind und am gemeinsamen Feuer von ihren Erfahrungen berichten können.
All die Geschichten, die wahr sein müssen, dienen dazu ihnen Träume zu bereiten und sie ihrer Hauptgottheit, dem Traumweber, näherzubringen, auf dass er seine Weisheit mit ihnen teile. Die Kunst des Geschichtenerzählens und des Hinterfragens zur Prüfung des Wahrheitsgehaltes wird ihnen von klein auf nahegebracht. Manche Geschichten werden überdies mit Leiern, Trommeln oder Flöten musikalisch begleitet. Viele der bekannten Erzählungen behandeln heldenhafte Centauren, Sagen des letzten Zeitalters, die Taten großer Helden oder Ahnen, Kriege und Schlachten, religiöse Erzählungen, Besonderheiten anderer Kulturen oder auch die Schicksale Einzelner. Als Neuigkeiten haben sie über ihre soziale Funktion und das Anregen der Fantasie hinaus auch praktischen Nutzen, so etwa Geographiewissen, Neuigkeiten zu den Landen und ihren Gefahren, das Wissen um die Wildbestände, sowie die Gebrauchstauglichkeit alter Pfade und Furten.
Sesshaft werdende Centauren begehen einen Bruch gegen die heiligen Wanderungen im Sinne des Traumwebers und sind hierdurch Zeit ihrer Sesshaftigkeit Ausgestoßene. Als sesshaft gilt, wer ohne Not zum zweiten Male am gleichen Orte ruht. Innerhalb eines Stammes hat über die Auslegung der Not die jeweilige Matriarchin das letzte Wort. In Gastfreundschaft bei fremden Völkern darf das Gebot auf einige Tage hin gedehnt werden, zuletzt jedoch leben Centauren für die Ferne und sehnen sich schon nach kurzer Sesshaftigkeit oft dahin zurück.
Matrilineare Gesellschaft
Ihre Gesellschaftsstruktur ist matrilinear, die männliche Abstammung bedeutungslos. Ebenso leben die meisten männlichen Centauren als Ausgestoßene am Rande der Gesellschaft und müssen sich einen Platz in einem der Stämme im waffenlosen Zweikampf verdienen, können ihn aber durch ebensolchen auch wieder verlieren. Während der Sieger als Stammesvater für dessen Nachkommenschaft verantwortlich ist, wird der Unterlegene aus dem Stamm vertrieben. Andere männliche Centauren im ausgewachsenen Alter werden innerhalb der Stämme nicht geduldet, männliche Nachkommen in ihrer Jugend auf das Leben in der Wildnis fern der Stammesgesellschaft vorbereitet. Oft werden sie in Gruppen in die Wildnis entlassen, um sie nicht alleine deren Gefahren auszusetzen. Bei Strafe ist es ihnen oft verboten Matriarchinnen direkt anzusprechen, Konsequenzen können schwere Arbeiten, ab höherem Alter die Vertreibung, der Verlust der Zunge oder in strengen Fällen gar der Tod sein. Innerhalb ihrer Gesellschaft gibt es somit keinen Platz für Romantik, geschwisterlicher oder auch familiärer Zusammenhalt ist den Centauren hingegen wichtig.
Die Stämme selbst werden von einer Matriarchin geführt, deren Titel an ihre erstgeborene Tochter weitergegeben wird, jedoch auch von jeder anderen Centaurin des Stammes gefordert werden kann, sodenn diese genug Anhänger unter sich versammelt. Alle übrigen Töchter des Stammes übernehmen sämtliche Aufgaben, die das Überleben ihrer Gruppe sichern, vorrangig die Jagd, die Herstellung von Werkgegenständen, Jagdwaffen und Kleidung, sowie das Auskundschaften der Lande, Kontakte zu anderen Völkern und Stämmen und die Sicherung ihrer Routen. Früh lernen die Töchter hier den Zusammenhalt innerhalb ihres Stammes und sich auf ihre Schwestern verlassen zu können, sowie selbst ihren Teil beizutragen.
Wer hingegen alleine oder in kleinen Gruppen die Welt bereist, hat eine heilige Pilgerreise angetreten und ist von allen Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft befreit. Dies betrifft insbesondere die Seher des Traumwebers. Solche wandernden Centauren legen beim Verlassen ihres Stammes die Zugehörigkeit zu diesem ab und können von anderen Stämmen aufgenommen werden.
Kriegerinnen
Ihre Physiologie und der ihnen nachgesagte heldenhafte Mut lassen sie auch mit ihren Jagdwaffen, Schilden und Äxten zu Felde ziehen. Sollten sie Güter benötigen, so zögern sie nicht Gruppen zu plündern, mit denen sie nicht zu handeln vermögen, um so an Schmuckstein, Trinkgefäße, Met und Wein zu gelangen. Doch sind sie auch dafür bekannt im Gegensatz zu anderen nomadischen Eroberern die bezwungenen Siedlungen und Städte wieder zu verlassen, um weiterhin in den Steppen zu leben. Von einigen können sie sich auch Tribut gegen Schutz oder Beistand in einer Schlacht erkaufen. Zum Angriff blasen die Centaurenstämme in aufeinander abgestimmte Hornluren und auch der Lanze führende centaurische Drachentöter ist für ihr Volk ein bekanntes Motiv. Von großen vorsinflutlichen Kriegen gegen die Tauren erzählt man sich, von ruhmreichen Eroberungen und mächtigen Matriarchinnen, doch sind all die alten Geschichten auch heute noch Realität großer Centaurenstämme.
Junggesellengruppen
Auch männliche Junggesellengruppen befinden sich außerhalb der Gesellschaft und haben keine verbindlichen Regeln bezüglich ihrer hierarchischen Strukturen oder Verpflichtungen gegenüber anderen Stämmen. Machen sie sich Verbrechen gegen das centaurische Matriarchat schuldig oder sind den Vorhaben der Fürsten anderweitig schadhaft, werden sie von diesen zur Strafe überfallen, verwundet und in strengsten Fällen vom Erdenglanz getilgt. Andersrum werden sie von solchen auch manchmal als Söldnergruppen angeheuert, auch Stammesfehden mit anderen Centauren auszutragen.
Polemarchie
In Folge von Stammesbündnissen erhoben sich unter den Centauren die ersten Nomadenfürstinnen, die Basílissai. Vom Stammesverbund versorgt unterhält die Stammesfürstin eine Gruppe an Kriegern, die Polemarchen, welche wiederum für den Schutz des Stammesbundes zuständig sind.
Während die Stämme mit der Jagd ausgelastet sind, ist die Fürstin mit diplomatischen Angelegenheiten, dem Handel und Überfällen betraut. Auf ihrer Reise in den Süden verschleppen die Polemarchen auch Humanoide, um diese auf den Sklavenmärkten der Sonnenkinder feilzubieten. Um selbst in den Handel involviert zu sein, werden rivalisierende Handelsrouten zur Winterzeit ebenfalls oft militärisch verdrängt. Doch wie bei den Matriarchinnen kommt es auch unter den Kriegerinnen zu Konflikten und Umstürzen, in welchem militärische Dynastien von anderen abgelöst werden.
Religion
Centauren folgen den Geboten der alten Götter, allem voran dem Traumweber als Reise- und Sterngottheit. Andere Gottheiten des Kultes werden den Naturgeistern zugeordnet und finden keine besondere Beachtung.
Verstorbenen wird auf hohen Hügeln, die weit über die Lande blicken, eine Feuerbestattung zuteil. Die Centauren sehen hierin eine Wiedergeburt, wie sie ihnen vom Sonnenaug, dem Phoenix, bekannt ist. Mit ihren persönlichen Gütern, von denen Erinnerungsstücke von ihren Kindern behalten werden dürfen, wird ihr Leib von dieser Welt getragen, auf dass ihre Seele in der nächsten wandere, wo die Geister und Götter schreiten. Ziel ihrer Wanderungen wird der große Traumwald sein im Sternenkleid, dort wo ihr Gott die Träume webt.